Mit freundlicher Genehmigung des Freundeskreis Klassische Yachten übernehmen wir einen Artikel der Freundeskreis–Webseite. Die “Kleine Brise” hatte eine kurze aber erfolgreiche Karriere. Leider ist das Boot nach der Rheinwoche 1977 im Schlepp den Rhein aufwärts zum Heimathafen Düsseldorf gesunken. Wenige Tage später wurde das Wrack einige Kilometer flussabwärts angespült und ging im anschließenden Rheinhochwasser unrettbar verloren.
Anton Miglisch schrieb damals:
“Die Binnendreißiger, die bis etwa zum Jahre 1930 eine der bedeutendsten deutschen Rennkielklassen bildeten, sollten die alten Sonderklassenboote, die zu unerwünschten Extremen geführt hatten, ablösen und ihre Fehler vermeiden, die sich aus der ungesunden konstruktiven Entwicklng auf Grund ihrer Meßformel allmählich ergaben. Deshalb wurde in der neuen Formel bestimmt, daß das Verhältnis der größten Länge zur größten Breite höchsten 4,5:1 betragen dürfe.
Die Ausnützung auch dieser Formel führte jedoch im Laufe der Zeit zu Rumpfformen, die gegen den Entwicklungsabschluß der Klasse in den letzten 30er Jahren wiederum in äußerst einseitigen Extremen konstruktiv erstarrten. Es hieß, wie oft in solchen Fällen, die Klasse wäre “auskonstruiert”: Die Anschauungen wandelten sich jedoch mit der Zeit, und im Jahre 1952 führte eine neutrale Überprüfung zur Feststellung, daß die Konstruktion der Binnendreißiger lediglich in eine Sackgasse geraten war und durchaus neue, konstruktive Möglichkeiten bestanden, wenn man sich von der bisherigen Betrachtungsweise der Formel löste.
So entstand für das niederrheinische Gebiet ein Neuentwurf, bei dem auf jede gewaltsame Ausnutzung der Formel verzichtet wurde und dessen flüssig–harmonische Linien des Rumpfes fast allein nach den hier erläuterten Richtlininien ausgebildet wurden. Um bei beschränktem Tiefgang größtmögliche, segeltragende Kraft zu erzielen, wurde ein kräftiger Ballastwulst mit tiefliegendem Schwerpunkt vorgesehen.
Abweichend von der bisher üblichen Form des Riggs mit Peitschenmast und kleinem Vorsegel, wurde ein gerader Mast mit relativ großem Vorsegeldreieck angeordnet und das Großsegel stark verkleinert. Unter dem Namen “Kleine Brise” war der Neubau in den Niederrhein–Wettfahrten 1955 in zwei der vier Rennen absolut schnellstes Boot und gewann jedes Rennen seiner Klasse, die auf diesem Revier die meisten und besten Boote umfaßte. Ebenso siegte das Boot in allen Regatten ein Jahr später im nächstgrößeren Klassenzentrum, der Ammerseewoche.”