Eine Katze hat angeblich neun Leben; einerseits ist die Erkenntnis nicht neu und andererseits: wollten wir nicht über Segeln reden? Das Klassiker Rendezvous Rheinland – kurz KRR – hat die neunte Auflage erreicht und wieder fand sich ein stattliches Teilnehmerfeld unterschiedlichster Bootsklassen ein. In diesem Jahr gab es 26 Meldungen zum “Segeln unterm Förderturm”.
An diesem 03. Oktober herrschten beste und ambitionierte Verhältnisse. Sonnenschein und wenige Wolken wurde von einem kräftigen Wind zwischen vier und fünf Bft begleitet. So wurde es für alle Boote wurde es ein teils feuchtes, aber immer spannendes Wettsegeln.
Beim Seglerhock am Vorabend im gemütlichen Clubhaus des EYC wurden Regattaunterlagen ausgegeben und die Teams für die Gruppenwertung zugelost.
Der Regattatag begann mit einem Frühstück für die Crews; der erste Start war für 11 Uhr vorgesehen. Auch zwei L–Boote aus dem Rheinland waren am Start: Achim Rheinhard kam mit seiner L–147 “Marlin” und Michael Konrad/Frank Bittner als Crew. Anne und Christoph Böcker waren mit der L–17 “Black&Blue” vertreten. Eine besondere Überraschung ergab sich für die Crew der L–17. Gordon Hinds aus Australien war zufällig zu Gast bei Freunden, deren Boot jedoch schon voll war. So ergab sich die Gelegenheit mit Gordon auf der L–17 mitzunehmen. Wie sich herausstelte, ist Gordon ein sehr(!) erfahrener Regatsegler. Anne und Christoph sollten es nicht bereuen; schließlich sind es auch beim Americas–Cup Neuseeländer und Australier, die die Boote nach vorne bringen.
Da jedes Boot innerhalb eines 10–minütigen Startfensters individuell gezeitet wurde, gab es kaum Gedränge an der Startlinie. Das damit verfolgte Ziel einer entspannten Regatta ohne Bruch wurde voll erreicht. Die schnellen Boote gingen zuerst über die Linie vor der Hafenmole und kreuzen in Richtung Tonne 2.
Regatten auf dem Baldeneysee sind der langgezogenen Form des Sees geschuldet meist Up–Down–Regatten. Insgesamt 7 Bahnmarken liegen entlang des Sees, beginnend am oberen, südöstlichen Ende. Der Kurs der Wettfahrten war Start – 2 – 4 – 2 – 4 – Ziel. Da der Wind aus Südost bis Ost wehte, war ein ziemlich sauberer Up–Down–Kurs möglich.
Auch wenn es um die individuelle Geschwindigkeit ging und nicht um “erster im Ziel”, gab es doch die individuellen Duelle in den jeweiligen Bootsklassen – und klar doch: die beiden L–Boot fuhren natürlich ehr gegeneinander als gegen den Rest des Feldes. Dabei bleib es immer fair – auch wenn speziell die Tonnenmanöver mitunter sehr eng wurden und man schon mal Panik im Auge aufblitzen sah. Proteste gab es keine; und wenn doch wären sie an der Bar verhandelt worden.
Wie kräftig der Wind war zeigte sich erst nach der Pause zwischen den beiden Wettfahrten. Regattaleiter Wolfgang Presburger berichtete von 7er–Böen, die zwischenzeitlich den See passiert hatten und fast zum Ausfall der zweiten Wettfahrt geführt hätten.
Gorden war auf der L–17 ein echter Gewinn. Dank seiner Erfahrung war das Boot endlich einmal so im Trimm, dass es auch bei diesem Windbedingungen mithalten konnte statt nur Wasser zu tanken. Unglaublich, wie man die Segel durchsetzen kann! Zur Überraschung der Crew – na ja, Gordon war wohl nicht so überascht – landete die L–17 am Ende auf Rang drei der Gesamtwertung und damit vor der L–147 (Rang 7). Auf den ersten Platz fuhr Lokalmatador Ric Stiens auf seinem Holzdrachen “Salute”.
Bei der Siegerehrung bekam Gordon Hinds eine spontane Sonderehrung als der Segler mit der weitesten Anreise.
Eine Katze hat nur neun Leben – das Klassiker–Rendezvous Rheinland hat mehr. Wir freuen uns auf die zehnte Runde im Jahre 2014.
Autor: Christoph Böcker
Bilder von Marion Weinberg