„Beim dritten Mal darf man schon von Tradition sprechen.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Achim Reinhard die Neuauflage des Klassiker Rendezvous Rheinland am 03. Oktober auf dem Baldeneysee im Clubhaus des gastgebenden Essener Yachtclubs.
Der Baldeneysee entstand 1933 durch Aufstauen der Ruhr bei Essen. Die ersten Wassersportler am See waren Vereine, die schon vorher an der Ruhr Wassersport betrieben haben. Zur damaligen Zeit war das insbesondere der Ruder– und Kanusport, der auch heute noch seinen ganz besonderen Stellenwert am Baldeneysee hat.
Die vom Freundeskreis Klassische Yachten mit dem Essener Yachtclub ausgerichtete Veranstaltung befand sich wieder in den bewährten Händen der Organisatoren Kurt Schulz, Huber Baron und Dr. Achim Reinhard. Am Dienstag trafen sich Teilnehmer und Freunde der Szene zu einem Reesabend, auf dem Kurt Schulz die Zulosung der insgesamt 27 gemeldeten Boote in die drei Gruppen vornahm, die am Folgetag um die Mannschaftswertung fahren sollten.
Der Regattatag begann mit dem traditionellen Seglerfrühstück. Während sich die Besatzungen für den langen Segeltag stärkten inspizierte Regattaleiter Wolfgang Pressburger den See, um einen geeigneten Up–Down–Kurs auslegen zu können. Der Wind war mit zwei bis drei Beaufort aus NO/O vorhergesagt. Aber zunächst blieb es diesig und windarm.
Gegen 12 Uhr konnte doch gestartet werden. Mit einer schönen Raumschotsbrise fuhr die Flotte zum Start. Die ganz ambitionierten Boote wussten die Gelegenheit zum Spinnakertest zu nutzten.
Auch wer den Baldeneysee in dieser Jahreszeit kennt, der rechnet mit vielem, aber nicht mit allem. Der Wind wehte an der Startlinie mit munteren zwei Beaufort, die einen geordneten Zeitfensterstart ermöglichten. Leider hatte Rassmus einen seiner schlechten Tage und stellte kurz darauf den Wind ab. Der verbleibende Lufthauch reichte nicht einmal mehr aus, die Boote auf der Stelle zu halten. Denn das zweite Problem des Tages war die hohe Strömungsgeschwindigkeit der Ruhr. Die Regenfälle der letzten Tage hatten die Pegel wieder ansteigen lassen und der See führte deutlich mehr Wasser als sonst. Und so kam es, dass die Flotte minimale Fahrt durch Wasser machte und über Grund zugleich deutlich zurückgetrieben wurde. Die Teilnehmer nahmen es mit Humor und flapsige Sprüche flogen von Boot zu Boot. Wolfgang Pressburger tat schließlich das einzig Richtige und schoss das Rennen ab. Bitter für die Boote, die früh im Zeitfenster gestartet waren und es auch dank strategisch besserer Kurswahl im letzten Windhauch noch zur Luvtonne geschafft hatten.
Mit dem Abbruch der Wettfahrt begann eine Klassikerregatta der besonderen Art. Um die Chance auf einen zweiten Lauf am Nachmittag zu haben – und mit Aussicht auf die Bergische Kaffeetafel im Clubheim – mussten die Boote zurück zum EYC. So ergab sich ganz in der Tradition des Baldeneysees eine spontane Paddelregatta seeaufwärts.
Das war’s dann auch schon. Am Nachmittag kam kein frischer Wind auf. Dr. Achim Reinhard und Wolfgang Pressburger hielten eine Dankes– und Abschiedsrede. Statt einer Preisverleihung wurden zwei Teilnehmer geehrt. Michael Reinert war mit Familie und seinem Drachen Undine aus Siplingen am Bodensee angereist. Das Boot war zuvor auf dem Baldeneysee gesegelt worden. Ältester Teilnehmer war Harry Schenk mit 83 Jahren. Der langjährige Eigner des 30er–Schärenkreuzer Corazon war auf Einladung der neuen Eigner an den Baldeneysee gekommen.
Das letzte Wort hatte Gert Müller van Issen. Bei der Übergabe des Erinnerungspreises, eines Handtuches mit EYC und FKY Logo stellte er treffend fest:“ Wir machen ja vieles, aber das Handtuch werfen wir nicht“. In diesem Sinne freuen wir uns auf die Fortsetzung der noch sehr jungen Tradition des „Klassiker Rendezvous Rheinland“ – mit hoffentlich weiter wachsender Teilnehmerzahl im nächsten Jahr.
Autor: Christoph Böcker
Bilder: Marion Weinberg, Christoph Böcker
(Der Artikel erschien zunächst auf der Webseite des Freundeskreis Klassische Yachten.)