Robbe&Berking Classic-Week 2005

Die Classic–Week 2007 hat uns, d.h. L–174 „Bahamut” und ihre Mannschaft Chris, Andrea und Frank von dem Moment an gereizt, als die Ausschreibung mit dem Programm im Briefkasten lag.

Ein bißchen mulmig war uns schon angesichts der angesagten Strecken über einige unangenehme Seegebiete der Ostsee – schließlich hat L–174 nur 38cm Freibord und keine Kajüte oder sonstigen Schutz gegen überkommende Seen. Dennoch: Wir fuhren hin, ständig mit einem Blick auf die Wetterkarte und hatten auch das unverschämte Glück einer herrlich stabilen Hochdrucklage mit Kaiserwetter und fast tropischen Verhältnissen. Als positiver Nebeneffekt: herrschten ganz überwiegend Windverhältnisse, die L–174 auf den Leib geschnitten sind. Unser Wetter also – und wir haben versucht das Beste daraus zu machen, gut zu segeln und eine anständige Visitenkarte der L–Boote an der Küste abzuliefern. Das ist uns wohl auch gelungen.

Es waren 7 Wettfahrten angesetzt.

Nach einem DNF in der ersten Wettfahrt – schlicht weil wir bei der Steuermannsbesprechung zu spät kamen und nicht aufgepasst hatten – folgten fünf Laufsiege und ein zweiter Platz auf der für uns haarigen Überfahrt von Sonderburg nach Kappeln. Vor diesem Lauf war den kleineren Booten geraten worden, bereits am Vortage zu fahren, da sich das Wetter durch den Durchzug einer Front vorübergehend verschlechtern sollte und das Seegebiet für seine unangenehme See berüchtigt ist. Nun ja, wir entschieden die Wettfahrt normal zu fahren, hatten wir doch eine mögliche Gesamtwertung der ganzen Serie im Auge, in der wir uns sehr gute Chancen ausrechneten. Am Ende stellte sich dann allerdings heraus, daß es keine derartige Gesamtwertung geben würde. Auch nicht schlimm, wir waren jedenfalls anständig gesegelt. Vielleicht sogar zu anständig, jedenfalls redete man umso weniger mit uns, je öfter wir vorne lagen.

Auf der Schlei störten wir die Wettfahrtleitung, die bei Kaffee und Kuchen auf dem Zielschiff saß, mit unserem Zieldurchgang. Man war nicht vorbereitet.

Bei der Wettfahrt in Kiel waren nur vier Schiffe im Ziel vor uns – bei über 100 Startern. Vor uns lagen nur zwei bekannt schnelle 8mR–Yachten, eine 6mR–Yacht und eine 95qm–Schäre. Man hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass wir schon da sein konnten und unseren Zieldurchgang nicht mit Schallsignal bestätigt. Erst die anschließende Mitteilung der Zieldurchgangszeit an die Wettfahrtleitung sorgte für Klarheit.

Es ist eben schon sehr, sehr lange her, daß ein L–Boot auf der Ostsee segelte. Das war zuletzt vor dem 2. Weltkrieg der Fall. Danach fanden L–Boot–Regatten praktisch ausschließlich auf Binnenrevieren statt. So hat man an der Küste eben keine Vorstellung von der Leistungsfähigkeit solcher Boote bei leichteren Winden bis 4 Bft und überwiegend glattem Wasser.

Bei Welle sieht das dann aber schon wieder ganz anders aus. Auf der Überfahrt nach Kappeln sind wir zweimal beinahe vollständig voll geschlagen. Beim ersten mal wurden wir durch ein Leeboot in die Hecksee eines zwei Längen voraus in Luv unter Spi laufenden Drachen gedrängt. Zum zweiten Mal, schlugen wir voll, als uns ein in Lee laufendes Dickschiff mit halb geborgenem Spi zum harten Luven zwang und plötzlich der Spi erneut Wind fing. Eindrucksvoll! Da wird man vorsichtig! In solchen Situationen sind Boote mit Kajüte eindeutig im Vorteil. Aber L–174 hat wenigstens Schotten vorn und achtern, das hilft das Absaufen zu verhindern.

Zusammenfassend war diese Serie eine der schönsten, die ich bisher gesegelt habe. Sowohl was Ambiente und Regatten angeht, wie auch was die “Community” betriftt. Nette Leute, schöne Schiffe, schönes Rahmenprogramm. Die Reise hat sich gelohnt und wir haben uns vorgenommen, bei einer Wiederholung wieder dabei zu sein – sofern das Wetter halbwegs mitspielt. Man wird aber an der Küste wohl gewarnt sein, wenn ein L–Boot meldet.

In der Endabrechnung lag die Bahamut mit fünf ersten und einem zweiten Platz souverän auf dem Spitzenplatz.

Interessant war für uns die Wertung nach dem Rennwert KLR. Dieser macht unterschiedliche Schiffe sehr viel besser vergleichbar, als es das Yardstick–System jemals kann. Der Rennwert ist eben berechnet und berücksichtigt die entscheidenden Faktoren für alle Schiffe in gleichem Maße, denn er ist eben nicht ein empirisch gewonnener Korrekturfaktor, der nach Lust und Laune des Wettfahrtleiters oder eines Teilnehmer geändert werden kann. Wir alle kennen doch die Diskussionen beim Yardstick: “„…Ich fahre ohne Spi.., ich fahre nur mit meiner Frau…ich habe meinen Motor ausgebaut…” etc. Das System des KLR–Rennwertes ist sauberer, ehrlicher und manipulationsfrei. Man sollte darüber nachdenken, den KLR für alle Klassiker–Regatten zu übernehmen.