Am Samstag, den 29.3.2003 hatten wir nach längeren Vorbereitungen ein außergewöhnliches Ereignis am Thunersee zu verzeichnen: Es trafen sich Eigner von insgesamt 13 L–Booten. Anlass dieses Treffen war die Kenntnis einer ehemals großen Flotte von 30qm–Binnenkielern, auch L–Boot genannt, auf diesem Schweizer See, von denen derzeit noch fünf Boote bekannt sind, die entweder gesegelt werden oder sich bereits in der Restauration befinden. Im traditionsreichen Hotel Bellevue au Lac in Hilterfingen am Thunersee fanden wir ein stilvolles Ambiente um unser erstes gemeinsames Treffen ein Erfolg werden zu lassen. Ein Schweizer Eigner ließ sich die Gelegenheit auf eigenem Kiel anzureisen nicht nehmen und so lag L–188 „Hali” fein herausgeputzt am Steg des Hotels und es kam bei „Kaiserwetter“ zum unvermeidlichen Probeschlag.
Auch das Schwesterschiff der L–188, die L–187, war extra zu diesem Treffen eingewassert und aufgeriggt worden und wurde ebenso ausgiebig bewundert. Diese beiden L–Boote wurden entsprechend den gültigen Bauvorschriften des DSV in der Müller–Werft in Spiez (Schweiz) erbaut und tragen im Vergleich zu den meisten in Deutschland erbauten Schiffe dieser Bootsklasse eine Kajüte, was der Schönheit jedoch keinen Abbruch tut und sicherheitstechnisch sicherlich Vorteile hat. Nicht genug der schönen Schiffe zeigte uns auch der Eigner von L–102 „Najade”, trotz laufender Frühjahrsarbeiten, stolz sein wunderbar erhaltenes L–Boot, das sogar noch eine originale Steilgaffel trägt. Wir dürfen jetzt schon sehr gespannt sein, L–102 aufgeriggt zu bewundern. Von den Schiffen, die wir am Thunersee gesehen haben, waren alle in einem herrlichen Zustand – ob nun mit etwas Patina, mattem Lack oder aber hochglanzlackiert – zeigten sich alle von Ihrer schönsten Seite.
Bei diesem Treffen hatte unser frisch gebackenes L–Boot–Eigner–Paar, das vor kurzem die L–81 im Internet auftat und in zwei Wochen stolze Besitzer eines weiteren, berühmten L–Bootes, der L–148, werden wird, die Gelegenheit, so richtig den Flair und die Nostalgie dieser Schiffsklasse und deren Eigenschaften als „Vollblutrenner“ beim Kaiserschlag zu erfahren. Sicherlich hatte jeder der Teilnehmer seine Vorstellungen und Erwartungen für dieses erste Treffen gehabt, die, so glauben wir, weit übertroffen wurden. Schon das Gefühl bei diesem Treffen Gleichgesinnter, nicht alleine solch einen Spleen zu haben, ist eine tolle Erfahrung und so brachte ein Schweizer Eigner das ganze auf den Punkt indem er sagte:
„Bisher habe ich mich als Einsiedler gefühlt, weil ich nicht wußte, daß es noch andere Boote dieses Typs gibt und habe bereits darüber nachgedacht mein Schiff zu verkaufen. Nun fühle ich mich wieder jung und habe einen Grund, dies zu überdenken.“
Wann das Treffen alleine diesen Nutzen gehabt hätte, wäre es bereits ein voller Erfolg. Wir haben aber alle viel mehr davon profitiert, als wir erwarten konnten; denn beim Austauschen von alten Bildern, Durchforsten alter Regattaberichte, oder gar Sichten noch nicht bekannter Konstruktionspläne konnte so manch einer der Anwesenden einen weiteren Baustein seiner Schiffs–Historie finden. Als besonderes Ergebnis dieses Treffens ist sicherlich der allseitige Wunsch hervorzuheben, sich erneut – dann aber mit Schiffen – am Thunersee zusammen zu finden und gemeinsam zu segeln, um so die alte Wettfahrttradition des vergangenen Jahrhunderts wieder aufleben zu lassen. Es ergäbe sich dadurch die Gelegenheit, eine Flotte von 8 bis 12 L–Booten in einer Regatta zu versammeln. Eine traumhafte Vorstellung, denn derartige Meldezahlen gab es zuletzt in den 30er Jahren auf dem Berliner Wannsee. Die Planung für solch eine Regatta zielen auf den August 2004 und/oder 2005 ab. Wir werden alles daran setzen, ein solches Regattafeld zu verwirklichen um die damals wohl populärste Klasse, die „30qm Rennklasse“, wieder aufleben zu lassen.
Maurice Devoivre, Christoph Raddatz; Bilder von Bernhard Mehnert