100 Jahre SC Rheingau

Eine Stunde segeln bedeutet vier Stunden Arbeit am Boot.

Mit 300 Seglern aus Deutschland und der Schweiz und 90 Booten feiert der Segelclub Rheingau (SCR) in Walluf in diesen Tagen sein 100–jähriges Bestehen. Viele der Gäste beteiligen sich auch an den Jubiläumsregatten, die seit Himmelfahrt und noch bis Sonntag auf dem Rhein ausgetragen werden. Neben modernen Booten wie Drachen, Star–Boote oder Trias sind die eigentliche Attraktion Regattaboote aus Mahagoni, die häuptsächlich in den 20er Jahren gebaut wurden. Vier dieser Sehenswürdigkeiten haben im Hafen des Segelclubs festgemacht.

Diese sogenannten „L–Boote” mit einem geschwungenen Peitschanmast sind die Nachfolge–Konstruktion einer ehemaligen Sonderklasse und wurden ehemals eingeführt, um den Bootsbau kostengünstiger zu machenund das Sportsegeln breiten Bevölkerungskreisen zu öffen. Heute sind die Boote Liebhaberstücke.

Von 23 L–Booten, die noch exsitieren, weiß man. „Man muss schon einen Faible für die Geschichte und klassische alte Schiffe haben. Eine Stunde segeln bedeutet vier Stunden Arbeit am Boot.” berichtet Frank Wutschka aus Kressbronn am Bodensee, der sich 1984 die 1922 gebaute „Tir Na Nog” anschaffte. Der Name des Bootes ist keltischer Herkunft und bedeutet „zum Paradies”. Besonders die Erhaltung des Holzes ist am aufwendigsten, berichtet Wutschka.

Interessant ist für die Eigner immer, die Geschichte ihres Bootes zu erforschen. Christoph Raddatz, Vorsitzender der Traditionsvereinigung der L–Boote aus Düsseldorf, hat herausgefunden, dass er der 14. Besitzer der 1929 gebauten „Bahamut” ist. Im Archiv der Sporthochschule in Köln hat er in alten Yachtzeitschriften geforscht, die Schiffseigner durchgesehen und dort den ersten Eigentümer entdeckt. „Bei alten Schiffen ist man immer mit dem Herzen dabei. Auf Regatten treffen wir immer wieder Leute die auch schon mal Eigner unseres Bootes waren”, meint Ehefrau Maren. Manfred Bayer (65) vom Segelclub Rheingau ist leidenschaftlicher Besitzer der 1949 gebauten „Li”. “Die Eleganz des Bootes sieht man erst richtig, wenn man nicht selbst segelt”, sagt Bayer. Zur Jubiläumsregatta hat er das Ruder an seinen Sohn Sebastian (37) weiter gereicht.

Neben den L–Booten bieten auch 45er Nationale Kreuzer dem nostalgisch interessierten Besucher etwas fürs Auge. Die Kajütboote werden mit vierköpfiger Besatzung gesegelt, während auf dem L–Boot ein Steuerman und zwei Vorschoter Pflicht sind. Historisch ist auch der aus dem Jahr 1910 stammende Rhein–Schleppkahn mit Dieselmotor beim SCR. Er wird vom Clubhauswart Volker Christmann gesteuert. Nach der ersten Regatta talwärts nach Oestrich–Winkel wurden mit dem Schlepper die Boote zurück nach Walluf geholt.

Ergebnisse der L–Boot–Gruppe
Rang Boot Am Steuer
Crew
Verein
1 L–174 Bahamut Gert Müller v. Issem
Christoph Raddatz
Frank Bittner
KS
2 L–201 Li Sabastian Beyer
Matthias Beyer
Birgit Fluhrer
SCR
3 L–83 Tir Na Nog Frank Wutschka
Gisela Wutschka
KS
4 L-147 Marlin Achim Reinhardt
Robert Vollmer
Thomas Wellenbaeck
OSC